Das Abschalten der AKWs war ein kapitaler Fehler und seit April ist Deutschland abhängig vom französischen Atomstrom? Wir ÖKOstromer treffen bei Diskussionen immer wieder mal auf solche Aussagen. Deshalb hier mal die Fakten für diejenigen, die es interessiert :
Deutschland exportiert seit 2003 mehr Strom als es verbraucht, hat aber in den vergangenen Jahren zeitweise immer mal wieder günstigen Auslandsstrom importiert. Das passiert auch jetzt nach dem Abschalten der AKWs .
Tatsächlich hat Deutschland in den vergangenen Monaten mehr Strom als üblich aus dem Ausland importiert. Im Juni etwa vier Terawattstunden – ca. 11% des deutschen Stromverbrauchs. Im Mai etwa 3,5 Terawattstunden – ca. 9% des deutschen Stromverbrauchs. (Zahlen der Bundesnetzagentur)
Strom aus dem Ausland ist meist günstiger
Aber die Daten der Denkfabrik Agora Energiewende zeigen: Der Strom, den andere Länder nach Deutschland exportierten, stammte im Mai nur zu 23 Prozent aus Atomkraft und zu 50 Prozent aus erneuerbaren Energien. Im Juni waren es 25 Prozent Atomkraft und 48 Prozent erneuerbare Energien. Der Rest verteilte sich jeweils hauptsächlich auf Kohle- und Gaskraftwerke.
Dass Deutschland jetzt so viel Strom importiert, liegt im Wesentlichen daran, dass andere Länder große Mengen billigerer Energie zur Verfügung stellen, als wir sie mit unseren Kohlekraftwerken erzeugen können. Das könnte unter anderem daran liegen, dass der Anteil der Erneuerbaren (=billiger Strom) in anderen europäischen Ländern deutlich gestiegen ist. So importierte Deutschland im Juni große Mengen Strom etwa aus Dänemark, den Niederlanden und Norwegen. Wenn wir in Deutschland bereits mehr Wind- und Solarkraftwerke hätten, könnten wir statt dessen mehr eigenen günstigen Strom nutzen.
Kann sich denn Deutschland noch selbst mit Strom versorgen?
Aber sicher! Das ist einfach zu rechnen: Die aktuelle Tageslast liegt zwischen 40 und 65 Gigawatt. Die Spitzenlast liegt aktuell bei 80 Gigawatt. Die gesicherte Kraftwerksleistung (also ohne die wind- oder sonneabhängigen Kraftwerke) beträgt aktuell ca. 90 Gigawatt. Da kommt der Wind- und Solarstrom noch dazu.
So erklärt sich auch, dass es bisher noch zu keinem Blackout kam, den viele medienwirksam befürchtet hatten. Sehr wohl ist aber der Regelaufwand der Netzbetreiber sehr gestiegen. Das liegt zum großen Teil auch an der fehlenden Netzinfrastruktur (insbesondere Nord-Südlink).
Tatsächlich ist es so: Da Bayern und Baden Württemberg mit dem Ausbau der Windkraft so weit hinterherhinken, müsste hier der Strom aus Deutschlands Norden kommen, wo meistens ein Überschuss produziert wird. Allerdings müssen wegen der fehlenden Leitungskapazitäten im Norden die Windräder oft für viel Geld (Kostenentschädigung für die Betreiber) abgestellt und dafür im Süden Atomstrom aus Frankreich importiert werden.
(Quellen: Focus, Handelsblatt)
ÖKOstromer auf der Kerwe am 16. und 17.09.2023 !
Wenn Sie fragen zu ÖKOstrom oder Photovoltaik haben können Sie uns live auf der Dossenheimer Kerwe ansprechen. Wir werden dort gemeinsam mit der VHS an einem Stand verfügbar sein.