Der vom Verein Energiewende Bergstrasse e.V. organisierte Vortrag „Chancen der Energiewende“ von Bertram Fleck am 20.04.2024 im Zehntkeller in Schriesheim war begeisternd! Bertram Fleck, ehemaliger Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreise und Initiator der dortigen Energiewende, berichtete, wie er mit einem starken Team bereits vor 35 Jahren in den Veränderungsprozess einstieg und welche Wertschöpfung daraus seit vielen Jahren für die Bevölkerung und Gemeinden entstand.
Auch jetzt noch mit 74 Jahren vermittelte er mit unglaublicher Begeisterung, Humor und viel Fingerspitzengefühl sein Thema. So gewann er schnell die Hörerschaft im Zehntkeller für sich und in der sich anschließenden Fragerunde meldete sich nur eine moderat kritische Stimme zu Wort, ansonsten waren nur zustimmende, begeisterte Äußerungen oder nach Informationen oder Rat Fragende zu hören.
Als entscheidend betonte er die Teamarbeit, Kommunikation, Transparenz und Einbindung der Bevölkerung. In Kürze zusammengefasst sind Bertram Flecks Kernbotschaften folgende: Tragt mit allem, was ihr könnt zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei (er hat sehr einfache und pfiffige Ideen dazu), setzt euch mit vollem Engagement für erneuerbare Energie ein, zieht alle an einem Strang (hier bot er erneut überzeugende Ideen, um Bürger und politisch Entscheidende für die Sache zu gewinnen), wartet nicht, bis alle Hemmnisse beseitigt sind, „es ist kein Geld da“ sei kein Argument (Geld lasse sich immer auftreiben, auch hier berichtet er von erfolgreichen Beispielen).
Als Ergebnis der konsequenten Umstellung auf erneuerbare Energien hat sein Landkreis die regionale Wertschöpfung über 40 Millionen Euro jährlich erhöht. Die einzelnen Gemeinden haben sehr davon profitiert und haben seit dem genügend Spielraum um Kindergärten, Schulen und allgemein das Angebot an die Bürger hervorragend auszustatten.
Gleichzeitig stimmt Bertram Fleck zu, dass Windräder nicht schön sind und manche Menschen sich dadurch gestört fühlen. Er betont die Wichtigkeit, diese Befürchtungen der Menschen in der Planungsphase ernst zu nehmen und in die Planungshase einzubeziehen. Häufig habe er Ängste vor Veränderungen oder negativen Konsequenzen abbauen und mit den positiven Effekten nachhaltig überzeugen können.
Inzwischen erlebten die Ortschaften mit den erneuerbaren Energien einen deutlichen Zuzug. Daran sehe man auch, wie hoch die Akzeptanz von Windräder und anderen Anlagen für die ökologische Energiegewinnung inzwischen sei.
Bertram Fleck betont jedoch auch, dass gut geprüft werden müsse, ob ein Standort entsprechend des Arten- und Naturschutzes angemessen ist. Da wo es geht, sollten jedoch alle Standorte genutzt werden (auch in seinem Landkreis seien ca. 150 Standorte abgelehnt worden, aber an den anderen ca. 270 Standorten wurden Windräder gebaut, auch im Wald). Sein Landkreis nutzt zusätzlich viele andere erneuerbare Energien (z.B. Biogasanlagen, Erdwärme, Photovoltaik, Solarthermie, Grünschnittverbrennung). Durch die Grünschnittverbrennung werden zum Beispiel vier Schulen geheizt.
Bertram Fleck präsentierte in seinem Vortrag sein Lebenswerk, betonte aber von Beginn an, dass diese erfolgreiche Energiewende nur im Team gelingen konnte und es auf die Köpfe ankomme, die am Werk seien. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand, der ihn an dem Abend gehört hat, nicht beeindruckt gewesen sein könnte! Und wer wünschte nicht, in solch einem innovativen, mutigen und menschennahen Team mitzuarbeiten – oder dass die Energiewende auf diese Weise und mit solchen Ergebnissen schon bei uns vollzogen wäre!